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Konstruktion eines Herrenhemdes 1830-60 Teil 1

Bevor ich euch zeige, wie man ein frühes Viktorianisches Hemd näht, möchte ich euch die kleinen, aber doch wichtigen Unterschiede zwischen einem Rokoko- oder Empirehemd zeigen.

Während des Rokoko und des Empire waren Hemden ein sehr einfaches Kleidungsstück, hergestellt aus mehreren rechteckigen Stücken Stoff. Keile an Schultern und in der Achsel sorgten für die nötige Bewegungsfreiheit, die nötige Weite wurde am Hals eingereiht. Unter den hoch geschlossenen Westen war fast nichts vom Hemd zu sehen, außer dem Jabot, gefertigt aus feinem Stoff.

Herrenhemd mit Jabot und hohem Stehkragen um 1800 Weiterlesen

Ein 1830er Stehkragen für meinen Mann

In den letzten Monaten habe ich für meinen Mann eine Menge 1830er Kleidung genäht. Er bekam Hosen, Hemden, Westen, einen Frock Coat und einen Tail Coat. Um ordentlich gekleidet zu sein, fehlte nur noch ein Stock Collar.  Ich zeige euch, wie ich ihn aus Seidensatin und Rosshaareinlage gemacht habe. Alle Zutaten kamen aus dem Lager zuhause, ausgenommen die Schließe. except the buckle. 


Zuerst habe ich zweimal den Kragen aus Einlage zugeschnitten, einmal im geraden, einmal im schrägen Fadenlauf. Da es sich um aufbügelbare Einlage handelte, musste ich sich nicht pikieren, sondern einfach mit den Klebeseiten zusammen bügeln. Das ergab dann die gewünschte Steifheit für den Kragen. Dann habe ich den Kragen mit Seidensatin überzogen und an der Innenseite mit einem Hexenstich fixiert.

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Der nächste Schritt war die beiden Gürtelstücke aus Leinen mit Seidensatin zu überziehen. Außerdem wurden die zwei Streifen für die Schnalle vorbereitet

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Die beiden Gürtelstücke wurden gemeinsam mit den Streifen für die Schnalle am Kragen festgenäht.

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Die beiden Gürtelteile wurden auf den Kragen gelegt und in der vorderen Mitte festgeheftet. Denkt an etwas zusätzlich nötige Weite für den Gürtel, wenn der Kragen um den Hals liegt.
Für die Schleife habe ich die beiden Streifen rechts auf rechts aufeinander gelegt und rundherum genäht. Ich habe eine Wendeöffnung belassen und durch diese nach dem Zurückschneiden der Nahtzugabe gewendet. Nach ordentlichem Bügeln wurde die Öffnung mit unsichtbaren Stichen verschlossen. Den Streifen hab ich zu einer Masche gebunden, die Schleifen und Enden ordentlich zurechtgezupft und mit einigen Stichen gut fixiert. Dann habe ich die Schleife an den Kragen genäht.
Die Rückseite wurde mit Baumwollstoff verkleidet, mit einem Staffierstich fixiert.

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Für den Innenkragen habe ich die Kragenteile rechts auf rechts zusammengenäht, die Nahtzugaben zurückgeschnitten und gewendet Danach gut gebügelt. Dann die Streifen für den Kragensteg rechts auf rechts aufeinander gelegt, die beiden Kragenteile dazwischen gelegt, dabei habe ich in der Mitte eine Lücke belassen. Zuerst habe ich entlang der kurzen Kante und Oberkante genäht, die Nahtzugaben zurückgeschnitten und gewendet, danach die Nahtzugaben der Unterkante eingeschlagen und knapp neben der Kante entlang genäht.
Zuletzt habe ich den Innenkragen gestärkt und gebügelt, die Vorderkanten in Falten gelegt und innen auf den Stock Collar aufgeheftet.

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Hier könnt ihr das Schnittmuster herunterladen, viel Spaß beim nachmachen:

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Aufgesetzte Tasche für ein Tournürenkleid

In this tutorial, I want to show you, how to sew a patch pocket for a Victorian bustle dress. You can see these pockets on several extant dresses, house dresses, as well as walking dresses, and of course on fashion plates. But what were these pockets for? Years ago, when I started my sewing pattern business I thought to hold a parasol. But that seems to be wrong. They maybe were meant to hold a handkerchief, a fan or just for decoration, as there are now visible signs of wear inside and outside the pockets on extant dresses. Visit this great article for more details. https://brokecostumer.blogspot.com/2016/02/that-mysterious-pocket.html?fbclid=IwAR1jeTo3wuViCpFIlyFCTMpjn-ph8oKwpQ2yoI_BS6Pv1xu1iKfA3_HBPdA

Draft the pattern on a piece of paper, ad seam allowance just at the sides.

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Cut from upper fabric and lining. The two layers will be treated as one. Lower the tension of your upper thread and sew with a long running stitch along the horizontal lines and along the top and bottom edges. Shirr fabric, at the bottom from 20cm to 12cm, at the top from 32cm to 24cm, and along the horizontal stitching too.
Ich habe mich für eine zusätzliche Verzierung aus Spitze entschieden und noch vor dem Kräuseln aufgenäht.


Cut a strip of fabric on the straight grain, fold like you would fold a bias tape, and cut to parts with a length of 15cm, 19cm, 23cm and 27cm. I added more trimmings first.
Open your folded strips of fabric and pin them in place. Sew along the fold line. Fold your strip again and sew the open edge with invisible stitches to the pocket. At the top and bottom fold the strip over the edge and sew to the back side.

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Ev. die Außenkanten mit Spitze verzieren.

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Sew pocket to your overskirt. The first edge you can do with your sewing machine, the bottom, and the second side sew by hand.

 

Basisrock für frühe Tournüre

I found a lovely fabric in a marvelous color. But what would it look best? I decided to make an early bustle dress. First I started with a basic skirt.
Der Oberstoff wird komplett mit Baumwolle gedoppelt und die beiden Lagen gemeinsam verarbeitet. Ich gebe zu, die Rockbahnen sind ganz unhistorisch unter der Overlock gelandet.
The skirt has a front and back part and two gores on each side. On the left side, I made a pocket between the two gores, on the right side the closure with a placket.

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The front part and side gores are joined smoothly to the waistband, the back part is shirred to cartridge pleats and sewn close to the waistband.
For the cartridge pleats fold the seam allowance of the back part to the inside and iron. Mark the depth of folds and sew with a strong thread. Two rows with a distance of 1cm (3/8”) are enough. First I chose 1cm for the depth of my pleats but later on, I decided to make the pleats 1,5cm (5/8”) deep for fitting the waistband.

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At the waistband do not use any interlining. Sew together the upper fabric and lining right sides together and turn inside out. The seam allowance of the lower edge would be folded to the inside of the waistband.
Historisch korrekt wird die gesamte Nahtzugabe der Rockoberkante umgeschlagen, der Bund von rechts aufgelegt und mit überwendlichen Stichen an den Bund genäht.

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Die Reihfäden werden angezogen und die hintere Bahn damit in enge Falten gelegt. Diese werden einzeln eng beieinander an den Bund genäht.

Dann noch Haken und Ösen angebracht, Rock gesäumt und fertig.

Paletot 1876 - Anleitung Teil 2

Teil1

5. Kragenfutter an der hinteren Mitte schließen, NZ auseinander bügeln. Rechts auf Rechts auf den Kragen stecken und nähen. Nahtzugaben zurückschneiden und in den Rundungen einschneiden. Im Bereich der Samtapplikationen Nahtzugaben mit Hexenstichen an das Kragenteil nähen, dabei nicht bis zur Oberseite durchstechen. So legt sich die Kante schöner. Kragenkante so bügeln, dass die Naht an der Außenseite nicht sichtbar ist.

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6. Saum:

Für den Saum einen 8cm breiten Streifen mit einer Länge von 170cm bis 42 (200cm 44-52) vorbereiten. Am Kragenteil Futter und Oberstoff an der Saumkante rechts auf rechts zusammenstecken, die Nahtzugabe der Vorderkante Richtung Futter legen, die Nahtzugabe des Futters am Kragenansatz umschlagen und feststecken. Den Streifen an die Saumkante stecken, im Bereich des Kragenfutters einige cm überstehen lassen.

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Saumkante nähen, das Futter am Schößchen nicht mitfassen, Nahtzugaben etwas zurückschneiden, Kragen wenden und bügeln. Die Naht sollte von außen nicht sichtbar sein. An der Oberkante des Streifens Nahtzugabe einschlagen und nur an den Futterstoff anstaffieren. Mehrweite einhalten. Schößchen nochmals bügeln.

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Nahtzugabe des Kragenbesatzes einklappen und an die Kragennaht nähen. Überschüssigen Stoff zu einer kleinen Falte am Brustpunkt legen..

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7. Hintere Ärmelnaht schließen, NZ auseinanderbügeln, an der Ärmelkugel Reihfäden nähen. Vordere Ärmelnaht schließen, bügeln. An den äußeren Manschettenteilen erst am Schnitt wie beim Kragen Dreiecke anzeichnen, Samtdreiecke und Samtbänder aufnähen. Seitennaht an der Manschette und am Manschettenfutter schließen und an der Oberkante verstürzen. So bügeln, dass die Naht außen nicht sichtbar ist und an den Samtdreiecken die Nahtzugabe wie beim Kragen anhexen.

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Manschetten an Bündchen nähen. Nahtzugabe genau auf 3/16” (1/2cm) kürzen, Manschettensaum sauber zur Innenseite des Ärmels falten und annähen (siehe Querschnitt)

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Ärmel entsprechend den Markierungen einsetzen. Bei einem modernen Ärmel wird relativ viel Weite auf die Ärmelrückseite verteilt, bei einem viktorianischen Ärmel wird dieser Bereich glatt eingesetzt und die Weite nur in die Ärmelkugel verteilt. Das Ärmelfutter zusammennähen, bügeln und in die Ärmel schieben. Am Armloch an den Nahtzugaben festnähen. Am Saum umschlagen und an die Saumzugabe der Manschette nähen. An der Ärmelinnenseite noch ein Samtband aufnähen.


Haken und Ösen annähen, einen Beleg aus Samt auf der Innenseite des linken Kragenteils nähen. Taillenband abmessen und an die Nahtzugaben der hinteren Mitte nähen, vorne Haken und Ösen anbringen.

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Samtstreifen 200x15cm mit entsprechendem Futterstoff verstürzen, die Enden im Winkel von 45° abschrägen. Schleife binden und oberhalb des Schößchens mit einigen Stichen festnähen.

Das Schnittmuster ist hier erhältlich.

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